Die Forums-Insel
Hat nicht jeder von Euch einen Reiseführer daheim? Ich wage zu behaupten, dass in keinem dieser Bücher etwas über die so genannte „Forums-Insel“ zu finden ist. Diese ist auf den ersten Blick noch völlig unscheinbar und hat keine Berge, weshalb das Eiland auch als „Plattform“ bezeichnet wird. Sie liegt in der Oberpfalz und ist von den reißenden Fluten der Donau umgeben.
Es gibt hier tausende von Bewohnern, doch nur die wenigsten sind beim Besitzer der Insel tatsächlich registriert. Der Eigentümer ist ein echter Lord und trägt zur Abwehr mancher Neider immer ein kleines Helmchen mit sich. Da die meisten Bewohner lieber sparsam mit ihren Worten umgehen, kürzten sie seinen Namen schlichtweg auf Lord Helmchen ab.
Niemand auf der Plattform ist wirklich reich, doch alle Menschen die registriert sind, bekommen umgehend einen Computer zur Verfügung gestellt, um sich mit den anderen Artgenossen austauschen zu können. Sie heißen fortan „User“ und dürfen ihre Meinungen nach Belieben kundtun. Geschieht dies über Jahre hinweg in einer vernünftigen Art und Weise, wird dieser „User“ von Lord Helmchen vielleicht einmal zum „Administrator“ befördert.
Leute, die aus der Reihe tanzen und immer wieder andere Bewohner beleidigen, werden dagegen gesperrt und dürfen bis zu ihrer Begnadigung nicht mehr mit den anderen Personen kommunizieren. Ein Hintertürchen gibt es nicht, denn die Administratorentruppe ist unbestechlich.
Auch die Aufgaben der normalen Insulaner sind äußerst vielfältig. Sie weisen auf Geburtstage hin, streuen Gerüchte, verfassen Geschichten, geben Tipps ab oder stellen lustige Videos und Bilder zur Verfügung. Einige schreiben immer sachlich und versuchen dabei, sich nicht den Hauch von emotionaler Blöße zu geben.
Sogar die Outfits der Bewohner sind äußerst unterschiedlich. Man sieht rosa Brillen und neutrale Looks. Die Maler unter uns sehen immer schwarz, andere wiederum viel zu schnell rot.
Jeder besitzt zudem ein kleines Eisradio und kann hierbei sogar das Programm aktiv mitgestalten. Abends wird sich oftmals im Chatraum getroffen und jeder kann dadurch im Sekundentakt seine Kommentare abgeben. Einige schreiben so viele Beiträge, dass sich ihre Hand innerhalb kürzester Zeit zur Eisbärenpranke entwickelt, andere sind dafür äußerst schweigsam und werden immer Neulinge bleiben.
Natürlich hat jeder „User“ auch einen eigenen Namen, sonst wäre eine Unterscheidung bei der großen Anzahl an Kommentaren nicht mehr möglich.
Es gibt spießige Toc`s, schleichende Gecko`s, junge earthix`s, chattende Steve`s, strahlende Joker und viele, viele mehr. Manche Prominente agieren stets nur unter Decknamen und doch weiß jeder, wer dahinter steckt. Der am häufigsten vergebene Inselpass ist auf den Namen „Chris“ ausgestellt, doch auch die Suche nach „Tom`s“ und „Flöhen“ mit dem dazugehörigen Wohnblock verläuft schnell erfolgreich.
Die meisten Bewohner stehen sehr früh auf und ziehen sich erstmal eine Weissesocke an. Die Zahnpflege darf dabei nicht zu kurz kommen, deshalb gibt`s morgens Aronal und abends lMaxl. Wer einen Blick über seinen PC wirft, kann bei nebligem Wetter 27 Eisbären entdecken. Herrscht auf der Forums-Insel Föhn, können es auch schon mal knappe 5000 sein, wobei einer davon ein Dancing-Eisbär ist und sogar zur Musik der bezaubernden Jeanne tanzt. Der Insulaner von heute genießt aber auch gerne die Ruhe und gönnt sich dann eine Goasmass aus dem Becher. Früh steht also schon fest: Blau hammer! Der Alkoholtest auf der 93 Meter langen Blue Line verläuft zwar noch reibungslos, aber spätestens die Knutschi- oder Schnuffiprobe überführt den Bewohner. So richtig abschalten kann er seinen Computer aber weiterhin nicht. Wie auch, wenn einem nur kurze Zeit später ein exberliner die Worte „det meen ick och“ in die Tasten knallt und anonyme Trommler und Ärzte ihrem Hobby freien Lauf lassen.
Zwar kennen sich die meisten Menschen hier nur durch gegenseitigen Schriftverkehr, dennoch fühlt man zu diversen Personen eine gewisse Verbundenheit. Gleiche Meinungen schweißen zusammen, andere Ansichten sorgen dagegen für teils nicht gerechtfertigtes Unverständnis. Durch diese Plattform entwickelten sich schon viele gute Bekanntschaften und nicht minder dicke Freundschaften, häufig sogar, ohne seinem Gegenüber jemals begegnet zu sein. Früher waren die Bewohner fast ausschließlich männlich, doch zum Glück hat inzwischen längst auch das weibliche Geschlecht die Schönheit der Insel entdeckt.
Doch warum haben sich eigentlich all diese Leute für einen Verbleib im Land des Forums entschieden? Die Antwort ist simpel und diese herauszufinden war dennoch ziemlich schwer. Alle „User“ sind Eisbärenfans und ergötzen sich am Zusammenspiel zwischen Tier und Natur. Nicht immer behält der Eisbär bei diesem Schauspiel die Oberhand, aber für Spaß ist in jedem Falle gesorgt.
Doch wie so oft, kann keiner der Bewohner von der Hand in den Mund leben. Er ist von Jahr zu Jahr auf Spenden der Firmen des Festlandes angewiesen. Wenn das Geld auf Sendung ist, hat das Zwischenmenschliche Funkstille.
So bettelte er förmlich um Unterstützung und trotzdem erstickten seine Hilferufe in den Weiten der Donau. Doch jammern und aufgeben gilt nicht, denn ein echtes Eisbärenherz hört niemals auf zu schlagen.
Wie schnell sich im Sport die Dinge ändern können, stellte die Pressekonferenz vom 15.04.2008 eindrucksvoll unter Beweis.
Das Gewitter, welches danach über die Insel hereinbrach, hinterließ äußerst schwere Verwüstungen. Das Schicksal über den zukünftigen Fortbestand dieser Plattform steht von einer Sekunde auf die Andere in den Sternen, zumal alle Bewohner den Schock erstmal verdauen müssen. Nun konnte man die erste Nacht drüber schlafen, oder wie in meinem Falle eben auch nicht. Es wird viel über einen Neuanfang geredet, doch auch hier sind die Meinungen durchaus gespalten. Alles tut noch viel zu weh und jeder muss auf seine Weise lernen, mit dieser traurigen Gewissheit klarzukommen.
Auch diese Geschichte, die vor einigen Tagen eigentlich nur aus guter Laune heraus geschrieben wurde, kommt um ein negative Ende nicht herum, bleibt aber dennoch bewusst in der Gegenwartsform.
Der Profisport mag uns von den Verantwortlichen genommen worden sein, entstandene Freundschaften überdauern dagegen jede noch so große Finanzkrise.
Ich hoffe letztlich darauf, dass die Homepage den Sturm überlebt. Denn für viele User ist diese Plattform tatsächlich zur zweiten Heimat geworden, die dennoch jeden Moment in Luft aufgelöst werden könnte.
Auch ein Umzug auf die Eisradioinsel stellt mehr als nur eine Alternative dar.
So kommunizieren wir munter und unbeirrt weiter. Egal wo, egal ob morgen, nächste Woche oder in zehn Jahren. Wir bleiben dabei!
Und wenn wir nicht gestorben sind, dann schreiben wir noch heute……garantiert!
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