Die Geschichte der Verlagsgruppe, die den Namen ihres Gründers Gustav Lübbe trägt, ist eine klassische Erfolgsstory. Wie jede Erfolgsstory nach dem Zweiten Weltkrieg beginnt sie mit der Erzählung von den bescheidenen und entbehrungsreichen Anfangsjahren. Es ist die Geschichte einer ideenreichen Gründerpersönlichkeit, die in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts aus einem kleinen Romanhefte-Verlag einen der großen Buch- und Zeitschriftenverlage geschaffen hat.
1953: Eine fensterlose Garage in Bergisch Gladbach. Ein Mann, Mitte Dreißig, und seine junge Frau schnüren Pakete mit Gedrucktem. Per DKW mit Holzkarosserie besuchen sie Pressegrossisten und Bahnhofsbuchhändler in ganz Deutschland. Bald schon wird aus dem DKW ein altersschwacher VW-Käfer mit „Brezelfenster“, in dem der Mann von Bergisch Gladbach nach Berlin fährt, um einem säumigen Kunden 500 Mark zu entlocken, ohne die es nicht weiterginge. Seine Frau hält derweil im Verlag die Stellung, der als Bastei-Verlag Gustav H. Lübbe im Handelsregister eingetragen ist. Gustav und Ursula Lübbe hatten 1950 ihr mühsam erspartes Geld in den kleinen Kölner Bastei-Verlag Ilse Tormin investiert. Als diesem 1953 die Pleite drohte, übernahm Gustav Lübbe kurzerhand das Ruder und übersiedelte mit seiner Familie von Osnabrück nach Bergisch Gladbach.
Fortan verkaufte Gustav Lübbe als Verleger - tatkräftig unterstützt von seiner Frau - „Lebensglück“ in stetig wachsenden Auflagen, preiswert zu haben auf 64 Seiten mit einem bunten Umschlag. Die Überzeugung, dass Lesen glücklich mache, dass die Lektüre einfacher Geschichten Gefühle und Phantasie belebe und Hunger auf mehr und schließlich auch Anspruchsvolleres wecke, blieb die lebenslange Devise seines Verlegens. Geschichten zu erzählen, gewebt aus Lebenserfahrung und dem „Rohstoff Phantasie“, das war dem Bauernsohn, gelernten Schriftsetzer, Kriegsteilnehmer, Feuilletonredakteur bei der Neuen Tagespost in Osnabrück und Buchautor Gustav Lübbe ein vertrautes Metier. Stets nahm er sein Publikum ernst, legte Wert auf sorgfältig redigierte Texte, klaren Stil und schlüssige Handlungen. „Als Erster muss ich es selber verstehen“, verlangte er von Redakteuren und Lektoren.
Und er respektierte seine Autoren, weil er wusste, was es heißt, Tag für Tag vor einem leeren Blatt Papier zu sitzen, sich etwas einfallen zu lassen und immer den richtigen Ton zu treffen. Gustav Lübbe postulierte ein „Menschenrecht auf Unterhaltung“. So wurde das Bastei-Logo mit der berühmten Zinne bald zum Gütezeichen packender und herzbewegender Romanheft-Serien.
Der G-man Jerry Cotton, 1954 ins Leben gerufen, geriet gar zum Synonym für Spannung schlechthin. Erst ein Autor, dann mehrere Autoren, sorgten - zusammen mit einem vom Verleger entwickelten Phasenvertrieb - dafür, dass Jerry Cotton innerhalb eines halben Jahrhunderts weltweit mehr als 850 Millionen Mal verkauft wurde. Ebenfalls mit sensationellem Erfolg lässt seit nunmehr 25 Jahren Helmut Rellergerd alias Jason Dark Geisterjäger John Sinclair das Böse jagen. Zusammen mit Westernheften wie denen von G.F. Unger, den Silvia-Liebesromanen, den Romanen der unvergessenen Hedwig Courths-Mahler, den Arztromanen Dr. Stefan Frank und anderen Serien erreichen die Bastei-Romanhefte eine Gesamtauflage von zwei Milliarden Exemplaren.
Der Lust am Raten und Lösen kniffliger Probleme und Denkspiele - für Gustav Lübbe einem menschlichen Ur-Bedürfnis entsprungen - verdankt der Bastei Verlag auch einen sehr erfolgreichen Rätsel-Bereich. Seit 1958 sind mehr als 750 Millionen Rätselhefte erschienen. Seit 1.1.2006 werden sämtliche Bastei Rätseltitel vom Deutschen Rätselverlag, einem Joint Venture der Verlage Gong und Bastei, in Ismaning bei München produziert. Der dadurch entstandene Deutsche Rätselverlag wurde von der Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG und der Gong Verlag GmbH & Co. KG gegründet. Beide Verlage bringen in das neue Unternehmen ihre jeweiligen Rätselpublikationen ein und bündeln damit ihre Rätselaktivitäten im deutschsprachigen Markt. Mit diesem Joint Venture entstand einer der qualifiziertesten Rätselverlage im deutschsprachigen Raum, in dessen Mittelpunkt die Herausgabe qualitativ hochwertiger Rätselhefte steht.
1958 verlegte Gustav Lübbe auch die ersten Comics, die sich erfolgreich am Markt behaupteten. Bis 2004 gab es neben den "Gespenster-Geschichten"-Comics weitere Produkte für Kinder und Jugendliche, wie die "Geschichten aus dem Wald der Füchse" von BASTEI Kids.
Von 1971 bis 2003 erschien bei Bastei "Das Goldene Blatt" , eine der populären Zeitschriften auf dem hart umkämpften Markt der wöchentlichen Frauenzeitschriften. Das Goldene Blatt wurde zum Inbegriff für ein ganzes Genre: Unterhaltsame Reportagen aus der Welt der Adelshäuser und Stars und ein gern genutzter Serviceteil zu Mode, Schönheit, Gesundheit, Essen und Trinken erreichten wöchentlich mehr als eineinhalb Millionen Leserinnen.
1963 - zehn Jahre nach der Übernahme des Bastei-Verlages - hatte sich das Unternehmen so erfolgreich entwickelt, dass Gustav Lübbe sich das leisten konnte, wovon er lange geträumt hatte: einen Buchverlag zu gründen. Den stellte er, weit vorausblickend, gleich auf zwei Beine: Er gründete einen Taschenbuch-Verlag und einen Hardcover-Verlag: die Bastei Lübbe Taschenbücher und den Gustav Lübbe Verlag.
Mit dem bewährten Wappenmotiv der Bastei-Zinne erreichten die neuen Taschenbücher nicht nur den Buchhandel, sondern dank des Pressegrosso-Vertriebs auch Tausende von Drehsäulen in Supermärkten, in Bahnhofs-Buchhandlungen und an Zeitungsständen in aller Welt. Jerry Cotton lauerte von nun an auch aus zwei Deckeln heraus auf leseverdächtige Passanten...
Unter dem Programmschwerpunkt Unterhaltung versammelte das Taschenbuchprogramm ungezählte Romanlizenzen von Bestsellern anderer nationaler und internationaler Verlage, aber auch Originalausgaben deutscher und fremdsprachiger Autoren. Zum spektakulärsten Erfolg wurde Betty Mahmoodys packender Bericht "Nicht ohne meine Tochter". Das Buch wurde mehr als vier Millionen Mal verkauft - ein Rekord!
Betty Mahmoodys Erfolgsbuch
Unter den jährlich etwa 440 Taschenbuch-Neuerscheinungen des Hauses Lübbe - bei ca. 2300 lieferbaren Titeln insgesamt - wächst die Anzahl der Titel aus den eigenen Buchverlagen von Jahr zu Jahr.
Es war vielleicht die größte selbst gestellte Herausforderung in Gustav Lübbes Leben als Verleger: einem neuen Verlag von Anfang an ein unverwechselbares Gesicht zu geben, ihn im Buchhandel, in der Literaturkritik und beim Lesepublikum bekannt zu machen und durchzusetzen. In enger Kooperation mit dem englischen Verlag Thames & Hudson brachte er die anspruchsvolle, aufwändig illustrierte Reihe "Neue Entdeckungen der Archäologie" auf den Markt. Von hervorragenden Fachgelehrten und Ausgräbern verfasst, bot jedes Buch der schließlich auf 20 Bände angewachsenen und mit dem CERAM-Preis ausgezeichneten Reihe wirklich Neues. Diese wirtschaftlich riskante Entscheidung hätte als Tat eines seinen eigenen Neigungen folgenden Mäzens großen Stils gelten können, hätte der höchst fragwürdigen Stückkalkulation nicht ein längerfristiges Kalkül gegenübergestanden. Die Rechnung ging auf: Den archäologischen Titeln folgten zahlreiche historische und kulturgeschichtliche Bücher und Bildbände, Epochendarstellungen und Biografien - unter anderem aus der Feder von Bestsellerautoren wie Philipp Vandenberg und S. Fischer-Fabian.
Ob Frühgeschichte, Antike, Mittelalter oder Neuzeit: Der Gustav Lübbe Verlag wurde bald zur ersten Adresse für ein breites, kulturgeschichtlich interessiertes Publikum. Tutanchamun, Alexander der Große, Kleopatra, Karl der Große, Heinrich I., Luther, Columbus, Friedrich II., Bismarck, Schliemann, Bach, Mozart, Chopin, Wagner, Bruckner, Schostakowitsch - alle sind sie hier zu Hause.
Kein Wunder, dass in diesem Ambiente die Gattung des historischen Romans besonders gut gedieh. Die Säulen der Erde von Ken Follett wurde mit einer deutschen Gesamtauflage von 4 Millionen Exemplaren zum Mittelalter-Roman schlechthin. Mit diesem Buch und Thrillern von der Nadel bis zur Leopardin ist Ken Follett seit 1979 der erfolgreichste Bestsellerautor des Verlags, gefolgt von
Dan Brown, David Baldacci, Andreas Eschbach, Wolfgang Hohlbein, Stephen King und vielen anderen, die Spannung bis zum Morgengrauen garantieren.
Im populären Sachbuch kommen Persönlichkeiten der Gegenwart zu Wort: der Dalai Lama, Hardy und Anita Krüger, Monty Roberts, Lance Armstrong, der sechsfache Tour-de-France-Sieger, Peter Kloeppel/Gregor Schöllgen, Peter Lauster und viele andere. Zeitgeschichte plus human interest - auch das hat den Gustav Lübbe Verlag zum Publikumsverlag im besten Sinne des Wortes gemacht. "Das Buch der Deutschen" bietet zum Beispiel einen Kanon der Texte deutscher Identität: aus Geschichte und Politik, Poesie und Philisophie, Recht und Verfassung.
1995 starb der Verleger Gustav Lübbe. Verlagsmitarbeiter und Autoren mussten lernen, auch ohne seine inspirierende und integrierende Kraft sein Haus als ihr Haus zu betrachten. Die Autoren, plötzlich von anderer Seite heftig umworben, haben dem Verlag die Treue gehalten, und im Verlag spürte jeder ein neues Maß an Eigenverantwortung - für die Titelakquisition ebenso wie für Gestaltung, Herstellung, Marketing, Verkauf und das Zusammenspiel mit Scouts, Literaturagenten und Lizenzpartnern in aller Welt.
Die Verlagsgruppe Lübbe, so heißt das Unternehmen seit der Neuordnung seiner Bereiche am 1.1.2000, hat die Palette ihrer Programme erweitert - maßvoll, aber mit deutlichem Gewinn an Profil.
Das Verlagshaus aus einer ungewohnten Perspektive
1997 wurde der Münchener Ehrenwirth Verlag erworben und neu positioniert. Zur allgemeinen Belletristik kamen die Schwerpunkte Spannung und historische Romane mit Autoren wie Rebecca Gablé, Peter Freund, Jean-Christoph Grangé und James Patterson hinzu. Ein populäres Sachbuchprogramm tritt an die Stelle von Fachbüchern und Ratgebern.
Unter dem Motto „Die Kunst des Erzählens“ versammeln die editionLübbe für Hardcover und BLT für Taschenbücher Autoren, deren Bücher beweisen, dass auch das Anspruchsvollere und Raffiniertere bestsellerfähig ist. Hier finden sich vor allem Werke europäischer Erzähler wie z.B. Andrea Camilleri. Sein sizilianischer Kommissar Salvo Montalbano - von seinem Schöpfer mit Ironie und Charme, unfehlbarer Spürnase und feinsten Geschmacksnerven ausgestattet - entzückt mit jedem neuen Fall Hunderttausende von Leserinnen und Lesern. Crime pays - vom unsterblichen G-man bis zu unserem Commissario.
Seit 1996 bietet der Verlag unter dem Label "Lübbe Audio" erfolgreiche Titel auch als Hörbuch oder Hörspiel an. Inzwischen sind über 600 Titel erschienen. Von besonderem Reiz ist für den Hörer die Begegnung mit großen deutschen Schauspielern wie Iris Berben, Klaus Maria Brandauer, Jürgen Prochnow u.v.a., aber auch den Synchronstimmen von Hollywoodstars wie Al Pacino, Jack Nicholson oder Harrison Ford - so im Fall der Hörspielserie "John Sinclair", dem ersten Hörspiel überhaupt in den Media-Control-Charts. Zahlreiche Bestseller, wie "Illuminati" von Dan Brown oder "Die Säulen der Erde" von Ken Follett wurden bereits mit Gold und Platin ausgezeichnet. Die Produktion "Brandauer liest Mozart" erhielt 2006 den Corine-Preis, 2008 freute sich Lübbe Audio über den Deutschen Hörbuchpreis für das Hörbuch "Paint it Black" von Janet Fitch.
Als jüngster Bestandteil der Buchprogramme der Verlagsgruppe Lübbe geht im März 2009 das neue Imprint luebbe an den Start: leichte, flexible, mobile Bücher im Paperback-Format, die so zu ständigen Begleitern werden. Das Buch ist mehr als die Summe seiner Teile – es ist im besten Falle auch Ausdruck eines Lebensgefühls, Konzentrat einer Welt, in der sich Leserinnen und Leser gut aufgehoben fühlen. Prägend für diese Welt ist nicht Konformität, sondern Vielfalt. „Jedem seine Welt“ ist das Motto von luebbe, und unter diesem Leitgedanken erscheinen moderne Romane aus allen populären Genres und zeitgemäße, trendsetzende Sachbücher. Bestsellerautoren wie Anne Weiss und Stefan Bonner, Prominente wie Sonya Kraus und neue Autoren wie Brian D’Amato setzen den Rahmen für das erste Programm. Alle Titel werden als Paperback mit Klappen veröffentlicht – die Kombination von hochwertiger Ausstattung und Flexibilität, von Ästhetik und Mobilität. Attraktiv gestaltete Bücher, die in Leserhände gehören und nicht ins Regal.
Der Verlag wurde seit Beginn als Familienunternehmen geführt. Daran hat sich auch nach dem Tod Gustav Lübbes nichts geändert. Ursula Lübbe, die Mitbegründerin des Verlages, steht heute für die Familientradition des Unternehmens und ist gern gesehene Repräsentantin des Hauses. Eigentümer ist Sohn Stefan Lübbe, der nun als Verleger das Lebenswerk seines Vaters fortführt.
Stefan und Gustav H. Lübbe
Der gelernte Betriebswirt Stefan Lübbe, MBA, sammelte Erfahrungen in verschiedenen Verlagen und in unterschiedlichen Bereichen des eigenen Verlagshauses. Seit 2001 war er Mehrheitsgesellschafter der Verlagsgruppe und initiierte die strukturelle und personelle Neuordnung des Hauses. Im September 2002 wechselte Stefan Lübbe in den Aufsichtsrat. Seit Dezember 2006 ist Stefan Lübbe alleiniger Gesellschafter der Verlagsgruppe Lübbe.
Stefan Lübbe betont, dass - vor aller organisatorischen Effizienz - das Talent von Autoren, die Attraktivität von Stoffen und der Zugang zu möglichst vielen Formen der Verwertung sowie motivierte und kreative Mitarbeiter für einen Verlag das Wichtigste sind. Hier sieht er die Verlagsgruppe auch für die kommenden Entwicklungen gut gerüstet: „Eine unserer Stärken ist das gute, vertrauensvolle und familiäre Verhältnis zu unseren Autoren. Wir haben in den letzten Jahren einen beachtlichen Autorenstamm aufgebaut. Das Haus verfügt über einen nahezu unerschöpflichen Vorrat an Inhalten, den wir in die Formen gießen, die der Kunde bevorzugt, je nachdem, ob er lieber liest, hört oder sieht.“
Stefan Lübbe ist überzeugt, dass sich ein mittelständisches Unternehmen wie die Verlagsgruppe Lübbe gegen die großen Konzerne behaupten kann: „Unser Vorteil ist gerade die Tatsache, dass wir ein konzernunabhängiges Familienunternehmen sind. Unsere Entscheidungswege sind kürzer, weil bei uns kein überladener Verwaltungsapparat im Hintergrund steht. So können wir schneller am Markt agieren.“